Wo du auch bist / Kerstin Bätz

Vier Worte. ICH HABE DICH GEFUNDEN. Dieser Satz genügte, mich ins tiefste Elend meiner Furcht zu stürzen. Erfüllt von nackter Panik, eilte ich zur Tür meines Arbeitszimmers. Mit fahrigen Bewegungen steckte ich den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Aber das war nur eine Tür. Ein oder zwei Zentimeter Holz, das an zwei Scharnieren und einem Schloss hing. Alles andere als ein wirksamer Schutz gegen einen Mann, der sich wie ein Berserker gebärden konnte.  (Zitat S. 226)


Na, klingt das spannend? Dann könnte das nachfolgende Buch, das ich euch nun vorstellen möchte, vielleicht gefallen. Verlegt bei Amazon Publishing, werden es sicherlich nicht viele auf dem Wunschzettel haben, da es recht unbekannt ist. Ich habe jedoch die Möglichkeit bekommen es für meinen Blog zu lesen, und ich habe es nicht bereut, dass ich mich für das Buch beworben habe.

==ooo BUCHFAKTEN ooo==
Autor: Kerstin Bätz
Titel:  Wo du auch bist
Taschenbuch: 418 Seiten
Verlag: Amazon Publishing (18. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1503950018
ISBN-13: 978-1503950016
Preis: € 9,99
Genre: Thriller
Gelesen in: 2 Tagen

==ooo AUTORENPORTRAIT ooo==
Kerstin Bätz lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in einem
140-Seelen-Dorf im fränkischen Taubertal. Neben der umfangreichen
Arbeit im ehemaligen Pfarrhaus, in dem die Familie lebt,
und dem zugehörigen Garten engagiert sie sich ehrenamtlich in der
Nachmittagsbetreuung der örtlichen Grundschule. Die Leidenschaft
für das Schreiben hat sie vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrem
Mann entdeckt. »Wo du auch bist« ist ihr erster Roman.

Mehr über Kerstin Bätz erfahren Sie unter www.kerstin-baetz.de (Quelle: Amazon.de)

==ooo DAS COVER ooo==
Das Cover ist düster, zeigt ein kaputtes Fenster. Einige rote Rose liegen auf der Fensterbank. Es passt zum Buch und gefällt mir auf Grund des Anfassgefühls, es ist sehr weich, noch besser.

==ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo==
Sonja – Historikerin, ängstlich, lange verheiratet, auf der Flucht
Kai – Sonjas brutaler Ehemann
Yvonne – Sonjas beste Freundin, die sie deckt
Gero – Jugendfreund, der ihr nicht ganz uneigennützig bei der Flucht hilft
Jan – Fotograf, beobachtet sie
Bacék – Hausmeister für alles

==ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo==
Ort: Berlin
Zeit: 2013 und 1942

==ooo INHALT IN EIGENEN WORTEN ooo==
Sonja ist auf der Flucht vor ihrem Ehemann. Obwohl sie ihn schon seit Kindertagen kennt, hat er sich in den letzten Jahren zu einem wahren Monster entwickelt. Nachdem er sie brutal zusammengeschlagen und im Keller versteckt hat, beschließt sie zu fliehen. Sie bittet ihre Freunde um Hilfe, und nimmt spontan die Stelle als Historikerin in den Beelitz-Heilstätten an. Weit weg von Nürnberg und von Kai.Lediglich Gero, Yvonne und ihre Mutter wissen, wo sie ist. Fasziniert von der Arbeit und den Menschen, besonders dem Schicksal von Karla und Alexander, merkt sie erst spät, dass um sie herum merkwürdige Dinge passieren. Sie fühlt sich beobachtet, Kellertüren sind plötzlich offen, sie hört stimmen, und glaubt sogar an Geister der Vergangenheit, als sie auf eine Gruppe trifft, die sich für paranormale Aktivitäten interessiert. Doch irgendwann begreift sie, dass es nicht die Geister sind, sondern die Vergangenheit, die sie einholt, denn Kai weiß wo sie ist und taucht auf. Und Kai will sie um jeden Preis zurück, dass er über Leichen gehen würde, ist ihr bewusst geworden, als ihr Hund verschwunden ist und kurz vor seiner Ankunft auch noch ihre beste Freundin. Kann sie überhaupt jemanden trauen? Gero und ihre Mutter haben sie verraten, und auch Jan, in den sie sich langsam verliebt, scheint sie heimlich zu beobachten und nicht ganz ehrlich zu ihr zu sein.

==ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo==
„Wo du auch bist“ ist ein spannender Psychothiller, den ich aus zwei Gründen lesen wollte. Das Cover ist ansprechend gewesen und ein gewalttätiger Ehemann sind eine gute Basis.

Der Einstieg in die Geschichte ist der Autorin wirklich meisterhaft gelungen, denn es ist ihr sofort gelungen mich zu fesseln. Zweiter Weltkrieg, ein düsteres Geheimnis und eben die Tatsache, dass sie vor einem bösen Ehemann flieht, sorgen für eine gewisse Grundspannung, die zumindest mich neugierig auf den Verlauf der Geschichte gemacht hat.

Als Figur setzt die Autorin auf Sonja, die am Anfang eigentlich sympathisch wirkt, aber dieser Eindruck wird schnell etwas eingedämmt. Sonja ist zwar lieb und hat einen interessanten Charakter, aber sie bleibt irgendwie immer sehr blass. Sie ist irgendwie naiv, manchmal recht schwach und ich hätte mir eine klarere Linie gewünscht, entweder Vergangenheit oder eben Gegenwart, aber dann mit mehr Informationen, warum sie flieht, denn das kommt alles nur so nach und nach, was der Geschichte etwas die Spannung nimmt. Auch dieser Teil wird eher rasch abgearbeitet und blass beschrieben, sodass es nicht immer ideal ist, sich in Sonja hineinzuversetzen. Die anderen Figuren sind interessant, aber ebenfalls nur recht oberflächlich eingeführt. Niemanden lernt man wirklich intensiv kennen, was ich irgendwie schade fand.

Inhaltlich geht es recht rasant zu, denn die Autorin setzt auf viele Aspekte. Da hätten wir zum Beispiel den historischen Aspekt. Wie oben erwähnt geht es um den zweiten Weltkrieg und es hat großen Spaß gemacht die Vergangenheit zu beobachten. Gerade die Lebensgeschichten sind eben das faszinierende dieser Zeit. Ich hätte mir mehr Einblicke oder gar eine richtige Geschichte mit Rückblenden zu den Heilstätten gewünscht. Zwar ist die Auflösung nicht verkehrt, aber mir persönlich ist dieser Aspekt einfach zu kurz gekommen. Und wirkt leider sehr oberflächlich. Generell geht die Autorin mir zu wenig auf die Heilstätten ein. Sie weckt zwar mein Interesse, und am Liebsten würde ich sofort losfahren und den Ort ansehen, mehr über die Vergangenheit erfahren, auch wenn das nicht erlaubt ist, aber gerade bei einem solchen Schauplatz hätte ich mir etwas mehr erwartet. Cover mit einem Bild vom Haupthaus, vielleicht einem Lageplan im Buch selbst.

Nun gut, die Heilstätten sind nur der Schauplatz und das Wichtigste scheint die Trennung und die Flucht zu sein. Doch auch das verliert die Autorin immer wieder aus den Augen, weil sie dann zum Beispiel sich lieber dem Thema paranormale Aktivitäten zuwendet. Das greift sie jedoch nur immer wieder kurz auf, um für Spannung zu sorgen, und für mich als Persönlichkeit, die paranormale Aktivitäten nicht gerade liebt, waren diese Stellen immer nervig. Zumal ich echt Angst hatte, dass es darauf hinausläuft. Das ist aber nicht der Fall, sodass ich es nicht tragisch finde, dass sie die Zusammenhänge aufgegriffen hat, denn hierzu gibt es viele Berichte im Internet zu finden.

Was mich aber am Meisten gestört hat, das andere ist alles nur so am Rande aufgefallen und hat den Lesefluss nicht wirklich gehemmt, ist die eingebaute Liebesgeschichte. Da fliehe ich nach, ich glaube 17 Jahren Ehe vor einem Tyrannen, und verliebe mich sofort. Und obwohl ich merke, dass dieser Mensch Heimlichkeiten hat, vertraue ich ihm blind. Eigentlich sind Menschen nach einem solchen Erlebnis doch etwas vorsichtiger. Ich persönlich hätte darauf gut und gerne verzichten können, oder eine vorsichtige Annäherung am Schluss für schöner befunden.

Fazit: Trotz kleiner Schwächen, habe ich das Buch angefangen, war begeistert , habe mich ab und an geärgert, und konnte es trotzdem nur schwer aus der Hand legen. Es hat der Wow-Effekt gefehlt, es wirkte stellenweise noch nicht 100% ausgereift, aber ich freue mich auf jeden Fall, wenn die Autorin am Ball bleibt. 


*Rezi-Exemplar

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