Restaurantkritik - Gasthof Alt Sieseby von 1867

Für immer im Gedächtnis …

Such dir ein schönes Restaurant aus. Das darf ich jedes Jahr, wenn mich mein Mann an meinem Geburtstag zum Essen einlädt. Nach Corona habe ich umso länger gesucht, denn ich wollte etwas Besonderes. Hängengeblieben bin ich bei diesem Restaurant, das sogar 2019 und 2020 mit dem Michelin ausgezeichnet wurde. 



ADRESSE
Dorfstraße 24
24351 Thumby 

ÖFFNUNGSZEITEN
Mi-So: ab 12.00

DAS RESTAURANT
Das Restaurant befindet sich rund 10-15 Minuten von Eckernförde entfernt. Es ist ein altes Reetdach-Haus und liegt in der Natur. Davor sind viele Parkplätze. Genauso hatte ich mir das Restaurant vorgestellt. Dazu die Sonne. Innen erwartet eine lange Theke, die direkt gegenüber vom Eingang liegt. Links und rechts daneben sind zwei große Bereiche mit ungefähr jeweils 8-10 Tischen. Alles hell und freundlich, mit alten Bildern, leicht welken Blumen und edel eingedeckten Tischen. Keine urige Gemütlichkeit, aber typisch norddeutscher Charme. 

RESERVIERUNG
Wir haben extra reserviert und das war auch nötig, an einem Freitag Abend. Die Liste der Reservierungen war lang.



GÄSTE
Das Publikum war bunt gemischt vom Alter her. Hauptsächlich Paare oder kleinere Gruppen. 

PREISE
Die Preise sind gehoben. Wir haben für zwei Getränke und zwei Hauptspeisen 55€ bezahlt. Eine Flasche Cola liegt zum Beispiel bei 4,70€. 

TOILETTEN
Die Toiletten sind sauber und hell. Sie befinden sich links neben der Theke. 

SPEISEN UND GETRÄNKE - UNSERE ERFAHRUNGEN
Es hätte ein so schöner Abend werden können, aber dieser Abend wird uns leider negativ im Gedächtnis bleiben. 

Nachdem unser Corona Test sehr lange und mit hilflosen Blick angestarrt wurde, durften wir uns setzen. War der Bereich rechts schon gut besucht, wurden wir nach links geführt und bekamen den einzigen Tisch mitten im Raum. Direkt vor dem Eingang der Toiletten. Fensterplätze, alles frei. Da fühlt man sich trotz toller Eindeckung unwohl. 

Sofort wurde die Tafel mit der aktuellen Karte vor den Tisch gestellt. Hätte ich nicht vorher die Katze online angeschaut, ich wäre nicht schlau geworden. Keine Trennung der Hauptspeise, alles recht wuselig und überfüllt. Dementsprechend kam mein Mann erstmal nicht klar und dachte, dass es eine Art zusätzliche Karte sei. Als das geklärt war, fragte er nach dem Schmankerln. Eine Vorspeisenauswahl für zwei Personen. Er wollte gerne wissen, was er sich darunter vorstellen kann. Die Kellnerin hatte sichtlich keine Ahnung. Anstatt dies ehrlich zu sagen und in der Küche einmal nachzufragen, stotterte sie den Namen und fragte dann nach einiger Zeit eine Kollegin, wusste danach jedoch genauso wenig wie vorher.



Wir bestellten also nur eine Hauptspeise und Getränke. Sofort kam sie wieder, da sie vergessen hatte, ob mit oder ohne Sprudel. Kurz darauf kamen die kalten Getränke, jedoch wurden Wassergläser und Weingläser nicht abgedeckt, was sich jedoch für ein solches Restaurant gehört. 



Das wurde besonders deutlich, als der Gruß aus der Küche kam und die Gläser dank der zusätzlichen Gläser und Flaschen im Weg waren. Serviert wurde Brot mit Butter Rosmarinkekse und Brotchips, sowie „Tomaten“. Diese Tomaten stellten sich als Wassermelone mit Minze heraus. 

Bis dahin fand ich es irgendwie noch amüsant, dich dann kam auch schon das Essen. Dazu muss man sagen, wie waren um 17.55 an unserem Tisch, haben durch unsere Frage gegen 18.01 bestellt und die Hauptspeise kam um 18.09. Keine zehn Minuten. Also einen Rekord haben sie damit aufgestellt. Da kommt man sich abgefertigt vor - wie in einem Imbiss oder einer Kantine. Mit einem vornehmen Restaurant hatte das wenig zu tun. 



Nach diesem kleinen Schock haben wir dann mit dem Essen angefangen und theoretisch war dies auch lecker, heiß, gut gewürzt und ausreichend. Aber statt eines panierten Kalbsschnitzels, gab es Panade mit Kalbsschnitzel. Wer meinen Blog verfolgt, der weiß, dass ich Schnitzel liebe. Ja, Kalbsschnitzel sind dünn, aber so dünn wie Aufschnitt? Von der Dicke her vergleichbar mit zwei Scheiben Schinken. Somit kann ich sagen, das dünnste und das schnellste Schnitzel meines Lebens. Hier sättigt lediglich die Panade. Ich meine, ich habe in der Ausbildung gelernt, dass ein solches Schnitzel ideal 5mm haben sollte. Meist kommt es hin. Das hier waren 2mm, an manchen stellen sogar weniger. Das dann auch noch zu panieren - das ist schon irgendwie Kunst. 

Bei meinen Mann waren Äpfel im Salat, die nicht gekennzeichnet waren, und er ist auf rohe Äpfel allergisch. Auch war seine Sauce total dünn. Ganz nach dem Motto, vor Stunden vorgekocht und nur erwärmt. 

Eine halbe Stunde nachdem wir das Restaurant betreten hatten, waren wir auch schon wieder draußen. Dabei hatten wir uns auf einen netten, mehrstündigen Abend mit Vorspeise, Hauptspeise und vielleicht Dessert gefreut. 

Nein, das war kein schöner Abend, auch wenn es geschmeckt hat. Michelin hin oder her, das war Enttäuschung pur. Zumal die Chefin (oder die Restaurantleitung) nicht einmal auf die Verabschiedung reagiert hat. 

ZUSAMMENGEFASST
Das Ambiente ist schön und die Lage toll. Das nützt jedoch nichts, wenn die Karte schlecht lesbar ist, der Service gänzlich überfordert ist, man einen Tisch mitten in einem leeren Raum direkt vor den Toiletten zugewiesen bekommt und das Essen im Grunde zehn Minuten nachdem wir Platz genommen hatten, serviert wurde. Ja, es war lecker, die Portion dank der Panade mehr als sättigend, aber die Dicke vom Schnitzel im Vergleich zur Panade ein Witz. 

BEWERTUNG 
PUBLIKUMGemischt Jung und Alt 
PREISKLASSE€€€
KÜCHE Norddeutsch, gehoben
LAGE  ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
AMBIENTE ⭐️⭐️⭐️⭐️
SAUBERKEIT ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
SERVICE ⭐️
SPEISEN / GETRÄNKE ⭐️⭐️
GESAMT ⭐️⭐️

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