Rezension - Vera - Elizabeth von Arnim

Rezension - Vera - Wahre Worte 

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Lucy kann es nicht fassen. Eben war er noch da und plötzlich ist ihr Vater tot. Einfach nach dem Frühstück zusammengebrochen. Mit ihren 22 Jahren hat sie nie was anderes gemacht, als sich um ihren kränkelnden Vater zu kümmern. In ihrer Trauer stellt sie sich ans Gartentor und trifft dort Wemyss, der ebenfalls Urlaub an der Küste macht. Während ihr Urlaub der Erholung dienen sollte, ist Everard Wemyss eher unfreiwillig verreist. Erst vor wenigen Tagen fiel seine Frau Vera aus dem Fenster ihres Zimmers und starb. Unfall? Selbstmord? Statt Trauer empfindet er nur Wut, dass sie ihn mit diesen Fragen zurückgelassen hat. Für Lucy ist es jedoch Schicksal. Zwei trauernde Menschen, die sich treffen. Wemyss wird zu ihrem Anker, der alles organisiert und sie an die Hand nimmt. Als er sie um ihre Hand bittet, kann sie ihr Glück kaum fassen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihr klar wir, dass ihr Mann mehrere Gesichter hat und er nicht der tolle Mensch ist, der sie dachte. Wird sie am Ende enden wie Vera? 



ERSTMAL EIN PAAR LANGWEILIGE FAKTEN
Verlag: Insel Taschenbuch 
Jahr: 1996
Serie: /
Seiten: 335
Preislich: 1€ gebraucht 
Genre: Historisch 

INHALTLICHE FAKTEN
Schauplatz: England 
Zeit: 1920er? 
Wichtige Figuren: Lucy, Wemyss
Perspektive: Dritte Person 

MEINE ERWARTUNGEN VOR DEM LESEN
Keine leichte Lektüre, aber schön zu lesen mit einem wichtigen Thema. 

FÜR EUCH ABGECHECKT
Mein Last Read hat auf jeden Fall meine Erwartungen erfüllt. Das eher schlichte Buch ist wirklich keine leichte Lektüre, sondern berührt das Herz auf traurige Art und Weise. 

Erzählt wird nicht, wie für die heutige Zeit typisch,  aus zwei Perspektiven, sondern ich begleite die Geschichte aus den Augen aller Beteiligter. Das ist manchmal nicht so schön, denn die Wechsel gehen ohne Deutlichkeit vor sich. Bin ich eben noch an Lucys Seite, erzählt Wemyss plötzlich oder die Tante gibt außenstehende Einblicke. 

Bei vielen anderen Büchern würde ich mich über die leichtgläubige und schwache Figur von Vera aufregen. Hat sie kein Selbstbewusstsein? Aber hier hat es mir eher die Tränen in die Augen getrieben, denn erstens war es damals eine andere Zeit. Es war nicht leicht sich scheiden zu lassen und oft duldeten die Frauen alles. Schläge, Schulden, uneheliche Kinder. Bei diesem Buch ist es jedoch noch tragischer, denn die Autorin lässt hier einen Großteil ihrer eigenen beiden Ehen einfließen. Ihren ersten Mann traf sie auf einem Urlaub mit ihrem Vater. Den zweite Mann lernte sie nach dem Tod des ersten Mannes kennen und trennte sich schon kurz darauf von ihm, da dieser ein untreuer Rüpel war. Mit diesem Wissen im Kopf ist das Buch noch authentischer und leider auch trauriger. 

Noch trauriger hat mich jedoch die Tatsache gemacht, dass das Buch eben kein Happy End hat. Keine Wandlung in der Persönlichkeit, kein glücklicher Zufall, der sie befreit. Es ist leider ein Ende, was sehr realistisch ist, sie gehen gemeinsam ins Bett und das macht deutlich, dass alles bleibt, wie es ist.  

Dennoch ist es ein Buch, das ich jedem ans Herz legen kann. Gerade Frauen, die sich noch heute unterdrücken lassen und in ihrer Ehe vegetieren, statt zu leben. Vielleicht hilft der alte Klassiker ja dem einen oder anderen. 

LESETIPP FÜR - Leser, die kein Happy End brauchen. Die Autorin greift auf ihre beiden gescheiterten Ehen mit Tyrannen zurück und das macht den Roman selbst 100 Jahre später noch zu einem authentischen Buch für all die naiven Frauen, die sich unterbuttern lassen und keinen Ausweg sehen. 



BEWERTUNG 
 COVER 💜💜💜💜
 GRUNDIDEE 💜💜💜💜💜
 FIGUREN💜💜💜💜
 TEMPO💜💜💜
 EMOTIONEN💜💜💜💜💜
 SCHREIBSTIL💜💜💜
 SPANNUNG💜💜💜💜💜
 LESESPASS💜💜💜💜💜
 GESAMT💖💖💖💖


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