Rezension - Der Federmann
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Heute möchte ich euch Lene vorstellen. Ein zuckersüßes Kind aus schwierigen Verhältnissen. In der Schule wird sie von den Mitschülern geärgert und muss da auch am Nachmittag durch. Doch ich glaube, sie würde all das den Rest ihres Lebens erdulden, denn was sie den einen Nachmittag erlebt, ist viel schlimmer.
FAKTEN ZUM BUCH
Autor/in: Max Bentow
Titel: Der Federmann
Originaltitel: -
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2013
ISBN: 978-3442478828
Seiten: 416
Einband: TB
Serie: Nils Trojan 1
Preis: 11€
Genre: Thriller
FAKTEN ZUM INHALT
Schauplatz: Berlin
Zeit: 2010er
Wichtige Personen: Nils, Lene, Jana, Konnie
Perspektive: verschiedene
AUTORENPORTRAIT
Max wurde 1966 in Berlin geboren, wo er bis heute lebt. Neben dem Schreiben von Büchern, stand er früher als Schauspieler auf Bühnen.
INHALTSANGABE
Nils ist Polizist bei der Kripo. Nachts plagen ihn Alpträume und er muss zum Psychologen. Sein neuer Fall ist da nicht sonderlich hilfreich. Eine junge Frau wurde ermordet. Ihr wurden die Haare abgeschnitten und ein toter Vogel auf dem leblosen Körper platziert. Kurz darauf findet die kleine Nele ihre Mutter tot im Schlafzimmer. Schnipp schnapp - auch ihre Haare sind ab und ein toter Vogel und platziert. Spätestens jetzt ist deutlich, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben. Überraschenderweise bekommt Nils Hilfe von Jana, seiner Therapeutin, denn hinter diesen Mordem steckt mehr.
MEINE MEINUNG
Der Federmann - ist ein älteres Buch und stellt den Beginn einer erfolgreichen Reihe dar. Ich habe es bei einer Wichtelaktion - Thema Lieblingsbuch - bekommen.
Das Cover ist sehr passend und der Klappentext weckte meine Neugierde. Beides gute Voraussetzungen, und so machte ich es mir am Nachmittag im Garten gemütlich.
Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Eine beliebte Methode bei Thrillern, um die Emotionen und Situationen hautnah mitzuerleben. Hier empfand ich es jedoch einfach nur nervig. Das lag daran, dass ich zum Beispiel nicht nur Nils und zum Beispiel das aktuelle Opfer begleite. Ich begleite das erste Opfer, Nils, den Freund des Opfers, ein kleines Mädchen, Konrad … Viel, gerade, wenn nicht deutlich ist, wen ich verfolge. Das Problem ist, dass es keinen deutlich Trenner gibt. Absatz, eine neue Seite … und ich begleite eine neue Person. Dadurch war das Buch leider sehr anstrengend. Ein Problem, das mit einem Stern oder einem Strich nie aufgekommen wäre.
Leider hat es mich auch sonst nicht so überzeugt. Fangen wir mit Nils an. Er ist ein Polizist, der eine Tochter hat, getrennt lebt und Panikattacken und Alpträume hat. Deshalb ist er in Behandlung. Gleichzeitig ist er jemand, der gerne Mal eine Regel anders auslegt. Sympathie kam bei mir nicht auf. Ich hatte das Gefühl, dass es Bände davor gibt, wo er sich entwickelt hat - bei einem ersten Band aber unmöglich. Er war eine Figur mit der ich bis zum Schluss nicht warm wurde. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihm und seiner Psychologin fand ich irgendwie unpassend. Vielleicht wird das in späteren Büchern richtig ausgebaut, aber die Verliebtheit von Nils fand ich blass und unpassend, wie manches Auftreten von ihm.
Die Morde waren dagegen besser. Brutaler und ich wollte wissen, wer auf diese Weise tötet. Aber leider verliert sich auch hier die Spannung. Nach nicht einmal der Hälfte ist alles klar. Eine Überraschung bleibt dann aus. Der Weg zur Auflösung hingegen wird zunehmend konstruiert und die Logikschwäche nimmt zu. Schon vorher gab es Dinge, die mich gestört haben und die ich unlogisch fand. Zum Beispiel Lene. Hatte niemand von Testlesern Kinder oder Berlin die Ausnahme? Selbst, wenn die Eltern uns dem RTL2-Hartz-IV-TV entspringen, haben die Kids wenigstens eine Schokolade oder eine andere Kleinigkeit, die sie verschenken. Ohne ein Geschenk hab ich noch nie erlebt. Hätte Pauline sie demütigen wollen, hätte sie einen falschen Tag genommen, um sie auflaufen zu sehen oder zumindest am Tag danach angedeutet, dass es Absicht war. Dieses „du bist nicht gekommen“ fühlt sich falsch an. Mobber zeigen ihre Macht. Und das sie die Wohnung betritt. Selbst mein 7 jähriger kennt die Nachnamen seiner Mitschüler. Vielleicht sind meine Jungs aber auch nur reifer. Und der Spielbesuch. Stundenlang Barbies anstarren. Suggeriert, dass sie Geld haben. Wir reden hier von Berlin. Wohnungen sind teuer. Kein Geld für ein Geschenk, mieser Vater … also schlechte Gegend. Da zieht aber niemand mit Geld hin. Selbst ich habe Brennpunktviertel in Hamburg gemieden, als ich eine Wohnung suchte. Die guten Viertel hätte ich mir aber nicht mal leisten können. Fand ich daher so widersprüchlich. Das ist jetzt ein Beispiel von vielen.
Dazu der Schreibstil. Der Autor nimmt mit, schildert (meist abgehackt oder abgehackt durch Kommas arg in die Länge gezogen), aber schafft wenig Emotionen. Wichtige Details erfahre ich mal so nebenbei. Nehmen wir Coralie. Sie träumt von ihrem Schatz, der bald wiederkommt, von einer größeren Wohnung und Kindern, isst zwei Scheiben Käse, geht zur Arbeit. Warum ihr Freund aber weg ist, erfahre ich erst sehr spät, als sie telefonieren. Da wird erwähnt, dass er zwei Semester in London studiert. Was sie macht (also was für ein Bürojob) und warum mit Mitte 20 noch in der Probezeit, erfahre ich nicht. Dafür weiß ich, dass sie die Zutaten für ein Omlette im
Kühlschrank hat. Oder auch Lene. Ihr Vater ist der Erzeuger. Suggeriert, dass er danach abgehauen ist. Dennoch ist er regelmäßig da und verprügelt die Mutter. Konstruiert, oberflächlich und blass dank falscher Details.
Das ist kein Buch, das mich süchtig gemacht hat. Ich habe die Geschichte beendet, aber der Wunsch Nils erneut zu treffen und mit ihm einen weiteren Fall zu lösen, kam nicht auf.
FAZIT
Gute Idee, aber blasse Figuren, teils nicht ausgereifte Szenen, vorhersehbar und logische Schwächen. Dazu ein unsympathischer Bad-Cop mit Ausrastern und Panikattacken.
LESEEMPFEHLUNG FÜR - Fans von Cops und psychologischer Behandlung.
BEWERTUNG
COVER | 🩷🩷🩷🩷🩷 |
GRUNDIDEE | 🩷🩷🩷🩷🩷 |
STIL | 🩷🩷 |
FIGUREN | 🩷 |
TEMPO | 🩷🩷 |
SPANNUNG | 🩷🩷🩷 |
SCHLUSS | 🩷🩷🩷 |
LESESPASS | 🩷 |
GESAMT | ⭐️ |
Kommentare
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