Die Bucht - Liz Webb

 Rezension - Die Bucht 

 • •

Unlogisch 


Es hätte so gut werden können. Eine tolle Idee, ein dunkles Geheimnis und dann kommt so etwas heraus. Was mich so störte, verrate ich euch in meiner Rezension. 



FAKTEN ZUM BUCH 
Autor/in: Liz Webb 
Titel: Die Bucht 
Originaltitel:The Saved
Verlag: Goldmann 
Erschienen: 2025
ISBN: 9783641322175
Seiten:384
Einband: TB
Serie: -
Preis: 17,00€
Genre: Thriller 
Besonderheiten: Farbschnitt 

FAKTEN  ZUM INHALT
Schauplatz: Schottische Inseln 
Zeit: Gegenwart 
Wichtige Personen: nancy, Calder, Hamish, Gina

INHALTSANGABE
Nancy und Calder sind seit fünf Jahren glücklich und wollen jetzt zurück auf die Insel seiner Kindheit. Die erste Woche im Haus von Calders verstorbener Mutter ist alles perfekt. Doch dann ist er eines morgens verschwunden und sein Boot treibt auf dem Meer. Ihr gelingt es Calder zu retten, der nur dank des kalten Wassers überlebt. Nur ist er verändert, als er aufwacht. Launisch, trinkt, raucht mehr und ist gewalttätig. Und dann taucht eine Leiche auf am Strand auf, die alles noch einmal komplizierter macht. 

MEINE MEINUNG
Die Bucht - ist ein Buch auf das ich mich sehr gefreut habe, denn das letzte Buch der Autorin fand ich gut. Der Klappentext lässt viel Raum für Spekulationen und macht auf jeden Fall Lust. 

Erzählt wird die Geschichte in 34 Kapiteln und aus der Ich-Perspektive von Nancy. Eine gute Perspektive, mit einem angenehmen Stil, wobei ich manchmal sagen muss, dass mir manche Beschreibungen zu abgehackt klangen. Hier denke ich aber, dass es an der Übersetzung liegt. Ein Beispiel. Es kracht, sie wollen aus dem Haus und rennen zur Tür. Dass sie rausgehen wird nicht erwähnt, dafür schauen sie sich um. Allerdings passiert das schon draußen. Hätte man gesagt, sie rannten durch die Tür nach draußen, wäre es logischer gewesen und ich hätte nicht kurz gestoppt. Leider gibt es viele solcher Szenen, die mich zum Stoppen brachten. Oft ist es nur ein Wort mehr oder ein Satz, und es wäre runder gewesen.

Was schlimmer ist, ist die Logik hinter der Geschichte und der Figuren. Auf mich wirkte es total unausgegoren. Ab hier muss ich leider Spoilern. 

Ich fange mal mit Nancy an, die eigentlich bodenständig und sympathisch erscheint. Doch irgendwann wird eine andere Seite von ihr eingebaut. Und ehrlich gesagt habe ich nie verstanden warum? Brauchte die Autorin einen Grund für den Seitensprung, wollte die Autorin einen weiteren Strang einbauen, den sie dann aus den Augen verloren hat? Vor der Beziehung mit Calder war sie nämlich ein Wrack, ständig besoffen mit Black-Outs. Selbst als sie Calder trifft, muss er sie besoffen aus einem Tümpel (glaube das war einer, jedenfalls Gewässer) retten. Als sie fremdgeht hat sie einen ähnlichen Black-Out, aus dem man hätte viel machen können. Gleichzeitig wird eingebaut, dass sie am Tod ihrer Eltern schuld ist, aber das wird nur so nebenbei eingebaut und fallen gelassen. Damit hätte ich noch leben können, denn neue Beziehungen verändern Menschen. Allerdings ist die Story um Calder so richtig unglaubwürdig, Konstruiert und unlogisch. 

Calder ist ein netter sympathischer Mann, der von der Insel weg ist, wie so viele Jugendliche. Jetzt will er zurück, gründet auf der Insel eine Firma für Dachausbauten (wo ist da der Langzeitfaktor bedacht) und ist ganz normal. Verliebt, fröhlich, sympathisch, authentisch. Doch dann kommt der Unfall und er verändert sich. Er raucht mehr, trinkt ständig, weißt sie ab, will eine Auszeit. Und ja, den Teil habe ich noch nachvollziehen können. Immerhin dachte er, dass er jemanden umgebracht hat. Aber warum ist er danach immer noch so? Nancy hat ständig Angst, möchte ihn gar nicht heiraten und tut es doch. Man baut weitere Gründe ein, die ihn böse wirken lassen. Eine Schlägerei mit einem Kollegen, die verschwundene Ex, der tote Vater. Aus allem wird ein Geheimnis gemacht und eine Begründung gesucht, damit es logisch ist. Den Vater verstehe ich noch, aber warum erzählt man nichts über die Ex? Sorry, aber ich verstehe nicht, warum man nicht sagt, die Ex vor dir war schwanger, ist dann aber abgehauen, weil sie das Kind nicht wollte. Mal davon abgesehen, das irgendjemand sicher den Fährmann gefragt hätte, wann die Tochter oder Freundin an Bord war, ob sie was gesagt hat.  Die Polizei, die damals ermittelt hat, mit Sicherheit. Da wäre doch rausgekommen, dass sie nie von der Insel ist. Aber wie gesagt, ich fand auch die ständige Angst und die künstlichen Lügen total albern. Besonders am Schluss. Calder ist echt angsteinflössend, benimmt sich weiterhin wie ein Arsch und macht sich verdächtig (wahrscheinlich nur deshalb beibehalten, auch wenn es unlogisch wirkt) und am Ende reicht ein Satz, eine Erklärung seinerseits und sie glaubt ihm, sie ziehen wieder nach London und wollen es hinbekommen, weil er wieder der nette und unschuldige Calder ist. Glaubwürdiger wäre gewesen, wenn Calder ein Stein vom Herzen gefallen wäre, nach der Beichte, er wieder der Alte ist, aber Nancy Zweifel gehabt hätte und alles darauf basiert, dass sie Angst hat. 

Auch Hamish als Täter fand ich unlogisch. Klar, die Eifersucht und das mit Caitlin fand ich noch gut, auch Rob war okay. Aber die Sache mit Nancy passte einfach nicht - zu undurchdacht. Ich meine, Gina und Nancy kannten sich ja vorher schon, denn sie erwähnt ja ihre früheren Black-Outs. Da sie aber Calder nicht über Hamish und Gina kennenlernte, sondern er sie eben rettete, stehe ich da auf dem Schlauch. Gleichzeitig ist sie mit Calder seit fünf Jahren zusammen und er ist die ganze Zeit eifersüchtig bzw. es kommt erst nach all diesen Jahren zum Sex. Wenn man schon immer eifersüchtig auf eine Person war, sogar als Jugendlicher die Reifen der Person aufgeschlitzt hat, wäre man von Anfang an neidisch und hätte die Frau abgebaggert oder Ähnliches. Ich hätte das alles auch verstanden, wenn die Schwangerschaft ihn getriggert hätte und er sie verführt und das Baby getötet hätte oder … ach es gibt so viele gute Erklärungen, die allesamt logischer gewesen wären. Ich meine, man bringt einen Mann um, der nach einem Streit gestürzt ist, weil er der Vater der toten Tochter ist, die auf einem Berg vergraben wurde und man Angst hat, dass die Polizei sie findet. Mal ehrlich, wer würde bei einem Streit, Sturz ins Wasser den Hügel absuchen. Der Tatort würde begangen werden, es wäre deutlich gewesen, dass der Streit ist, vielleicht die Frage nach dem Schubser … Aber niemand hätte da nach etwas gesucht. Für mich war das alles durchweg unlogisch - was ich echt schade fand. 

FAZIT
Butter bei die Fische - das Buch hat einen überraschenden Schluss, der leicht vorhersehbar war, aber der wie so vieles im Buch nicht sonderlich logisch ist. Nicht nur die Auflösung ist eher schwach, sondern auch die charakterliche Entwicklung ist nicht immer authentisch und verliert sich für künstliche Spannung ab einem gewissen Punkt. Was letztlich bleibt, ist eine nette Idee. 

LESEEMPFEHLUNG FÜR - Fans von Insel-Thrillern

BEWERTUNG
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GRUNDIDEE🩷🩷🩷🩷🩷
STIL🩷🩷🩷🩷
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SPICE🌶️
GESAMT⭐️⭐️
 

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